Geschichte der vh ulm
vh Ulm: Ein Stück lebendige Ulmer Kulturgeschichte
Die Ulmer Volkshochschule wurde am 24. April 1946 – auf den Tag ein Jahr nach der Befreiung Ulms durch die Amerikaner – von Inge Aicher-Scholl gegründet. Sie war die Schwester von Hans und Sophie Scholl, die als Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden waren. Unterstützt von ihrem Mann Otl Aicher und einem engagierten Kuratorium setzte Inge Aicher-Scholl »im Geiste der Ermordeten« das moralische und politische Erbe der Widerstandsgruppe in die Tat um. Der Neuanfang unter dem Emblem der Eule der Weisheit wurde nicht nur durch Vorträge vorbereitet, sondern Menschen wurden schon früh zum aktiven Mitmachen aufgefordert. Unter dem Motto »Einmischung erwünscht« setzte die vh so früh wie keine andere Volkshochschule in der Bundesrepublik auf das Engagement der Teilnehmenden im gesellschaftlichen Leben ihrer Stadt. Die vh wurde zu einer besonderen Volkshochschule.
Die 1940er und 1950er Jahre
Unter der Devise »Keine Angst vor Bildung« galt es, humanistische Bildung zu vermitteln und demokratische Grundlagen zu schaffen. In kurzer Zeit wurde die vh zum geistigen Mittelpunkt Ulms. 1948 gab es 3 000 eingeschriebene Mitglieder. In den 1940er und 1950er Jahren war die vh ein gelungenes Beispiel für einen eigenständigen intellektuellen Neuanfang – sie war unabhängig von der außen angestoßenen und gesteuerten re-education.
Die 1960er und 1970er Jahre
In der Umbruchszeit der späten 1960er und 1970er Jahre reagierte die vh auf die gesellschaftlichen Herausforderungen. Die 68er-Generation traf sich in Ulm im EinsteinHaus, in den 1970er Jahren war das EinsteinHaus an den »Offenen Samstagen« ein Jugendtreff, in den 1980er Jahren war es Ausgangspunkt der Lateinamerika-Bewegung in Ulm, dann Zentrum der Bürgerdebatten über Stadt- und Verkehrsplanung. Gleichzeitig weitete sich des vh-Angebots deutlich aus, vor allem in den Bereichen der Sprachen und der Beruflichen Bildung. Außerdem formierte sich die Landkreisarbeit mit einem eigenständigen Konzept.
Die Frauenakademie und die kontiki Kulturwerkstatt
1986 wurde die Frauenakademie an der Ulmer Volkshochschule als Modellprojekt gegründet, 1987 nahm kontiki, die Kulturwerkstatt der vh für Kinder und Jugendliche, die Arbeit auf.
Von den 1990er Jahre bis in die Gegenwart
In den 1990er Jahren hielten Computer und das Internet ihren Einzug im EinsteinHaus. Außerdem wurde das Raumangebot durch einen Neubau ansprechend abgerundet. Im Frühjahr 2000 wurde im Erdgeschoss des Hauses die Dauerausstellung »wir wollten das andere« – Ulmer DenkStätte Weiße Rose – eröffnet. Im Herbst 2000 stand die Gründung der Gesundheitsakademie und kurz darauf des Yogazentrums in der Gesundheitsakademie an. 2005 folgte die Akademie für Bürgerschaftliches Engagement und Gemeinwesenarbeit. Zum Wintersemester 2013 startete das Aicher-Scholl-Kolleg mit einem Studium Generale zur Studiumsvorbereitung und Studienorientierung an der ehemalige Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm.
Die Ulmer Volkshochschule und ihre Kooperationspartner
Die vh unterstützt federführend vor Ort etliche von der Europäischen Union finanzierten Bildungsprojekte die europäische Integration. Bürger*innen aus verschiedenen EU-Staaten erarbeiten Weiterbildungsprojekte bzw. lernen sich dadurch besser kennen und verstehen.
Über 60 Jahre sind von der vh wesentliche Impulse für das Ulmer Kulturleben ausgegangen. Mittlerweile gibt es ein weites Netz von Kultur- und Bildungseinrichtungen in Ulm, aber die vh ist immer noch die Einrichtung mit dem breitest gefächerten Bildungsangebot und vor allem dem umfassendsten Netzwerk an Kooperationspartnern im kulturellen und gesellschaftlichen Bereich, ebenso reicht sie mit ihren Angeboten am weitesten in die Region hinaus.